Mindful Beauty: Blond sein – Segen, Fluch und viel Friseurbesuch
Mehr Aufmerksamkeit, weniger Ernst genommen werden – das Leben als Blondine ist ein Balanceakt zwischen Stereotyp und Stil.
von Marlene Burba
03. August 2025

Valentin Lacoste / Unsplash
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Mindful Beauty
Willkommen bei Mindful Beauty, unserer neuen YBPN Kolumne rund um bewusste Schönheit, Selfcare und Achtsamkeit – und andere inspirierende Gedanken aus unserer YBPN Redaktion!
Neulich im Café. Ich bestelle einen Flat White, setze mich ans Fenster und merke es sofort: Der Blick vom Nebentisch. Flüchtig, aber da. Nicht auf meinen Kaffee. Nichtmal so wirklich auf mich. Sondern: Auf meine Haare. Blond. Hellblond. Frisch vom Friseur. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft mir das schon passiert ist – und frage mich manchmal: Haben Blondinen wirklich mehr Spaß? Oder einfach nur mehr Aufmerksamkeit?
Bevorzugt blond – stimmt das?
Meine Theorie besagt: Ja. Blondinen ziehen Blicke auf sich, weil sie seltener sind. Doch es gibt keine handfesten Beweise dafür, dass Männer Blondinen wirklich bevorzugen. Nur Spekulationen. So vermutet der amerikanische Anthropologe Peter Frost, dass sich blonde Frauen schon in der Steinzeit besonders erfolgreich um die Gunst der männlichen Jäger beworben haben. Die wenigen, die jagdfähig und damit überlebenswichtig waren, hätten sich für die entschieden, die sich vom Durchschnitt abhoben. So erklärt sich vielleicht, warum Blond sich bis heute gehalten hat. Eine Frage der Evolution. Oder der guten PR.
Von Blondinen-Witzen und Klischees
Bis zu meiner Grundschulzeit war ich glücklich über mein Blond – zumal ich mich damit in meiner ansonsten nur dunkelhaarigen Familie besonders abhob. Doch dann änderte sich etwas. Mit einem Mal war ich nicht mehr die mit den goldenen Haaren, sondern die, über die man Blondinen-Witze erzählte. Ein echter – und echt nerviger – Witze-Trend in den 90ern.
Ich erinnere mich an meinen ersten: "Warum nimmt eine Blondine ein Lineal mit ins Bett? Damit sie sehen kann, wie lang sie geschlafen hat." Ich hab gelacht. Zunächst. Doch mit der Zeit verdrehte ich nur noch die Augen. Denn irgendwie hängt einem das nach. Dieses Bild vom naiven, etwas langsamen, aber immer gut gelaunten "dummen Blondchen". Als wäre man mit hellerem Haar automatisch auch etwas hohler im Kopf.
Blond sein heißt: Farbe bekennen
Aber: Ich würde niemals meine Haare in einen anderen Ton als Blond färben. Niemals. Nicht weil ich besonders traditionsbewusst bin. Sondern weil ich fest daran glaube, dass einem die Natur einem die Haarfarbe gibt, die einem wirklich steht.
Ja, ich helfe meinem Naturblond ein bisschen auf die Sprünge. Blond sein ist Arbeit. Das kann jede echte Blondine bestätigen. Während meine Schwester sich ihr Leben lang ihr braunes Haar “schnell mal” getönt hat, musste ich immer zur viel komplizierteren Blondierung greifen. Doch für uns Blondies gibt es kaum etwas Schlimmeres, als wenn der Ansatz dunkler wird. Das fühlt sich an, als würde man langsam verschwinden.
Danke an die Ikonen des Blonds
Blond ist nicht gleich Blond und zum Glück umgibt uns mehr als einzig das Image des Naiven. Und das haben wir sicher auch einigen echt tollen Frauen zu verdanken: Wir können auch sexy, wie Marilyn Monroe oder Brigitte Bardot. Kühl wie Nicole Kidman oder Grace Kelly. Oder – und das waren immer meine Vorbilder – stark wie Madonna und meine Namensvetterin: Marlene Dietrich.
Frauen, die mit ihrem Blond nicht nur Schein warfen, sondern auch Haltung zeigten. Selbstbewusst, laut, unangepasst. Blond kann vieles sein. Und das macht es so spannend. Und ehrlich gesagt – auch ziemlich viel Spaß :)