Backstage: Make-up-Artists bei den Fashion Shows

Bei den Modenschauen internationaler Designer geht es kurz vor dem Start hektisch zu: letzte Anproben, Requisiten-Check, Änderungen in der Reihenfolge der Auftritte – Gelassenheit sieht anders aus.

Frau vor dem Spiegel beim Schminken

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Mittendrin im Getümmel jedoch ein paar Menschen, die sich von der allgemeinen Hektik nicht anstecken lassen. Ganz im Gegenteil: In aller Seelenruhe verwandeln die Make-up-Artists der großen Kosmetikhäuser die Models in wahre Laufsteg-Göttinnen. Mittlerweile sind die Top-Visagisten selbst zu Berühmtheiten geworden. Ihre Star-Qualitäten heißen Kreativität, Fantasie und ein perfektes Händchen.

Dick Page ist auf den ersten Blick niemand, bei dem man auf den Beruf des Visagisten tippen würde: Ein echter Bär von Mann mit einem Faible für karierte Hemden und derbe Schuhe – ein wenig erinnert der Artistic Director von Shiseido an einen kanadischen Holzfäller. Auch Pages Werdegang ist untypisch, wie er in einem Interview mit der Welt erzählte: Als Jugendlicher arbeitete er im Schlachthof, um sein Taschengeld aufzubessern. Zum Schminken kam der Brite durch die Lust am Experimentieren. Bevor er abends die Szeneklubs in Bristol besuchte, verpasste er sich selbst ein Make-up. Seine fantasievollen Ideen sprachen sich schnell herum und bald schminkte Dick Page seinen Bekanntenkreis und später auch Fremde.

Model auf dem Runway
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Dick Page setzt beim Make-up auf ungewöhnliche Farben

Der Durchbruch kam, als er das Make-up für Kate Moss schminkte – nur wenig später arbeitete er als Visagist für Helmut Lang und Calvin Klein. 1997 schließlich wurde der Brite von Shiseido unter Vertrag genommen. Neben dem Schminken der Topmodels für Modenschauen von Marc Jacobs, Narciso Rodriguez oder Michael Kors zaubert Dick Page bisweilen das Make-up für Hollywoodstars wie Julianne Moore oder Catherine Zeta-Jones. Dabei arbeitet er gern mit ungewöhnlichen Farben, wie etwa Sonnengelb oder Rot für Lidschatten. In dem Interview erklärt Page auch, warum ein ungewöhnliches Make-up für ihn altersunabhängig ist: „Ich sehe mit Schrecken, wie Frauen sich ab einem gewissen Alter unsichtbar machen wollen. Sie „beigen" sich aus, wie ich das nenne. Die Frau ab 35 wird in dieses Anti-Aging hineinterrorisiert.

Kate Moss
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Es geht doch nicht darum, sich die Jugend zu erhalten, sondern mit seinem Alter umgehen zu lernen. Und darf man plötzlich keinen Spaß mehr mit Farben im Gesicht haben dürfen? Warum soll man nicht zu gewissen Anlässen knallroten Lippenstift tragen oder wilden Lidschatten?“

Peter Philips setzt im Gegensatz zu Dick Page auf sanfte Töne

Während Dick Page für seine Looks gern ungewöhnliche Farben wählt, arbeitet der Belgier Peter Philips für Chanel häufig mit sanften, nebligen Tönen. Er gilt als Schöpfer klassischer Looks und gekonnter Stilbrüche. Tönen entstanden, darunter ein Kaviarschwarz oder ein edles Greige. So nutzt er schon mal die klassischen Chanel-Perlen für ein Augenbrauen-Piercing oder kreiert aus dem Firmenlogo der beiden ineinander verschlungenen „Cs“ einen Schönheitsfleck. Darüber hinaus ist Philips ein Meister neuer Texturen – wie beispielsweise eines Gloss-Lidschattens. Um die Looks für Chanel zu kreieren, nutzt der ehemalige Grafikdesigner auch ungewöhnliche Inspirationen: So bekam er einmal in einem New Yorker Supermarkt eine schwarze Einkaufstüte mit orangefarbenem Griff. Sofort hatte er die Vision sonnengereifter Aprikosen. Er riss den Griff ab und nahm ihn mit zu Chanel nach Paris. Ergebnis der Idee war ein Nagellack in zartem Apricot. Apropos: Nagellacke scheinen das Steckenpferd von Peter Philips zu sein. Unter seiner Regie sind eine ganze Reihe von Kult-Tönen entstanden, darunter ein Kaviarschwarz oder ein edles Greige.

Dior-Visagist Tyen: "Ich möchte, dass die Frauen sich durch die Farbe neu erfinden."

Die Vergangenheit von Tyen hat auch heute noch Einfluss auf seine Kreationen: Der gebürtige Vietnamese und Star-Visagist von Dior war ursprünglich Maskenbildner an der legendären Pariser Oper. Ein Hauch von Dramatik und Glamour durchzieht dementsprechend seine Looks. Gold, dunkles Violett, elegantes Grau – das sind Töne, die bei Tyen oft auftauchen und mit denen jede Frau zur Diva wird. Darüber hinaus gilt er als begnadeter Fotograf und setzt mittlerweile die Beauty-Looks von Dior ins Bild. Seine Leidenschaft für die Kamera und für Make-up fasst er so zusammen: „ Jeder Fotograf hat sein Licht, so wie jede Jahreszeit ein Licht hat. Licht ist aufgrund seiner vielfältigen Tonalitäten der perfekte Gefährte des Make-ups.“Bei Yves Saint Laurent überträgt Lloyd Simmonds seit 2010 den Geist der Haute-Couture Kreationen auf das Make-up. Sein Credo: „Ich möchte, dass die Frauen sich durch die Farbe neu erfinden, indem sie sie so einsetzen, wie es ihrem Leben entspricht.“

Vorbilder findet der gebürtige Kanadier unter anderem in der Malerei, so bei Gemälden des Realismus-Künstlers Otto Dix oder bei den Bildern eines Kees van Dongen, einem niederländischen Vertreter der klassischen Moderne. Aber auch von der Natur lässt sich der ehemalige freie Stylist inspirieren, der bereits Models für Schauen von Dior, Valentino, Armani, Dolce & Gabbana, Versace oder Gucci in atemberaubende Schönheiten verwandelte.

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