Mindful Beauty: Ich will das, was ich nicht hab!
Locken vs. glattes Haar, Sommersprossen oder Porzellanteint – unser Schönheitswunsch tanzt ständig im Kreis. Warum wir uns selbst so gern austricksen.
von Marlene Burba
02. November 2025
Unsplash / Наталья Кленова
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Mindful Beauty
Willkommen bei Mindful Beauty, unserer neuen YBPN Kolumne rund um bewusste Schönheit, Selfcare und Achtsamkeit – und andere inspirierende Gedanken aus unserer YBPN Redaktion!
Kaum habe ich sie endlich gewagt, die große Veränderung – zack, will ich sie schon wieder rückgängig machen.
Da sitze ich also beim Friseur, frisch befreit von meiner langen Mähne, der Nacken luftig, das Lebensgefühl neu und der neue Bob fühlt sich sowas von gut an. Naja, zwei Wochen zumindest. Dann fängt es an: Ich beäuge ich meine Kollegin mit ihrer endlos glänzenden Walla-Walla-Mähne und denke qualvoll: Warum eigentlich habe ich das getan?
Und so beginnt sie wieder, meine never-ending Beauty-Geschichte namens: Ich will genau das, was ich gerade nicht habe.
Der ewige Tauschhandel der Schönheit
Glatte Haare? Zu brav. Locken? Zu wild. Kurze Haare? Zu mutig. Lange Haare? Zu langweilig.
Wir sind Weltmeisterinnen darin, unser eigenes Spiegelbild zu verhandeln – immer auf der Suche nach der Version, die noch ein bisschen aufregender, cooler oder einfach anders ist. Das Absurde daran: Kaum haben wir das vermeintlich perfekte Gegenstück, sehnt sich unser inneres Beautychamäleon schon nach dem Gegenteil.
Ich denke es ist eine Mischung aus der unstillbaren Beauty-Neugier – oder dieses kleine psychologische Spiel namens „Das Unerreichbare wirkt spannender“.
Schon Studien zeigen: Was uns fehlt, bekommt in unserem Kopf automatisch ein Leuchten. Es ist wie ein Filter, der jede Frisur schöner macht, solange sie nicht auf unserem eigenen Kopf sitzt.
Zwischen Brokkoli-Freckles und Friseurtermin
Manchmal fühlt sich das Ganze an wie Beauty-FOMO: Wer sich Sommersprossen wünscht, drückt sie sich mit einem Broccoli ins Gesicht. Wer sie hat, versucht sie mit Concealer zu verstecken.
Und wer jahrelang den perfekten Curtain Bang wollte, stellt nach dem Schnitt fest: Der Pony lebt sein eigenes Leben. Wir sind schlicht süchtig nach Veränderung – nach dem Gefühl, dass es irgendwo da draußen noch eine Version von uns gibt, die ein bisschen besser, schöner, leichter ist.
Langweilig wird's nie im Beauty-Universum
Und vielleicht ist genau das gar nicht so schlimm. Denn dieser ständige Drang nach „mehr“ oder „anders“ hält uns in Bewegung. Er bringt uns dazu, Neues zu wagen, uns immer wieder neu zu erfinden – zumindest im Kleinen.
Wichtig ist nur, dass wir dabei nicht vergessen, die Version zu mögen, die wir gerade jetzt sind.
Also ja, Du darfst Deine glatten Haare lieben und trotzdem von Locken träumen. Du darfst Sommersprossen schön finden – und sie an Dir selbst erst später entdecken.
Beauty und Make-up sind kein Zustand. Sie sind im besten Fall ist wunderschönes ein Spiel. Und wir alle dürfen mitspielen.
P.S. so eine perfekte Zahnlücke finde ich ja auch einfach nur beneidenswert süß… hach ja.