Probiotische Kosmetik: ein Trend, der wächst und wächst

Nützliche Bakterien sind hauptsächlich aus dem Joghurt bekannt. Jetzt wird es auch in der Kosmetik probiotisch. Der Clou für eine intakte Hautflora!

von Daniela Jambrek

14. Juli 2021

Wissenschaftlerin analysiert Chemikalien in einer Petrischale

© Hero Images/Getty Images

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Wir sind nicht allein! Etwa 70 bis 100 Billionen Mikroorganismen besiedeln unsere Zellen, die inneren Organe und – natürlich – unsere Haut.

Ein faszinierendes und artenreiches Ökosystem, das in erster Linie für eine intakte, gesunde Flora zuständig ist, ohne die unsere schützende Barriere ihre wichtigen Aufgaben nicht erfüllen könnte.

Langfristiges Ziel: die Hautfora aufbauen

Dem Mikrobiom der Haut – so wird die Gesamtheit aller Mikroorganismen genannt, manchmal auch „humane Mikrobiota“ – ist die Wissenschaft erst seit Kurzem auf der Spur. Dafür umso rasanter.

Ganz einfach deshalb, weil die molekularen Techniken in der Forschung die Bestimmung der mikrobiellen Zusammensetzung der Haut revolutioniert haben. Probiotische Kosmetik ist also die Zukunft.

Probiotische Kosmetik auf dem Vormarsch

Zum Beispiel weiß man heute, dass wir es grundsätzlich mit drei Bewohnern des „Skin Mikrobioms“ zu tun haben: da sind die flüchtigen Mikroben, die temporären Organismen und die permanenten Residenten.

Die meisten von ihnen sind neutrale Gesellen, harmlos für eine gesunde Haut. Einige entfalten aber auch geniale Eigenschaften. Sie sondern antibakterielle Substanzen ab und verhindern die Ansiedlung von Krankheitserregern.

Andere wiederum, Wissenschaftler nennen sie „Opportunisten“, verursachen erst dann Probleme wie Krankheiten oder Infektionen, wenn die physikalische Barriere eh schon beeinträchtigt ist, zum Beispiel durch Verletzungen oder bei Operationen.

In der (probiotischen) Kosmetik geht es selbstverständlich nur um die gutartigen Bakterien. Ein unglaublich weites, vielschichtiges Feld – und enorm spannend für die Zukunft der Hautpflege. 

Denn: Wenn Bakterien im Joghurt dafür sorgen können, dass im Magen- und Darmtrakt weniger Entzündungen auftreten, warum sollten die Mikroorganismen nicht auch der Haut etwas Gutes tun und die Hautflora aufbauen können?

Hautpflege-Innovationen durch Bakterien

In einer Welt zunehmender Umweltstressoren, einer stetig wachsenden Zahl von Menschen, die allergische Reaktionen entwickeln, braucht es neue Wege, den natürlichen Schutz der Haut zu boosten und die Hautflora aufzubauen. Vielleicht sogar eine neue Philosophie.

Und siehe da: Frei nach dem Lieblingsmotto der Dermatologen „Hilfe zur Selbsthilfe“ stehen wir nun also vor der Ära der Probiotics, beziehungsweise der probiotischen Kosmetik.

Davon spricht man, wenn sich Bakterien oder extrahierte einzelne Stränge aus einem Bakterium in einem kosmetischen Produkt befinden. Probiotik (von „pro Bios“ = „für das Leben“) klingt ja auch eindeutig netter als das hinlänglich negativ behaftete Wort Bakterien.

Bakterien verbessern das Hautbild

Die schlaue Annahme: So wie wir unsere Hautflora und die auf ihr lebenden Organismen von außen – beispielsweise durch zu strenge oder zu lässige Hygiene, durch Umwelteinflüsse – und von innen – etwa durch falsche Ernährung oder Stress – eher negativ beeinflussen, wird das auch umgekehrt funktionieren.

Dank probiotischer Kosmetik bauen wir die Hautflora also wieder auf und machen die Haut so wiederstandsfähiger gegen äußere Einflüsse.

Dass es grundsätzlich Sinn ergibt, die Bakterienpopulation auf der Haut zu verbessern, beweisen bereits zahlreiche Studien. Dr. Whitney Bowe, eine der führenden US-Dermatologinnen aus New York, die bereits wichtige Forschungsergebnisse publiziert hat, sagt:

„Sowohl die innere als auch die äußere Anwendung von Bakterien hat gezeigt, dass sich das Hautbild deutlich verbessert. Sie verlangsamen die Hautalterung und helfen bei der Heilung chronischer Hauterkrankungen wie Akne oder Rosazea.“

Milchsäure für sanfte Hautpflege

Also schwärmen inzwischen verschiedene Bio-Agentinnen in Cremes aus, um unsere Hautflora aufzubauen und wieder ins Gleichgewicht zu bringen, damit diese uns optimal schützen kann (Stichwort: Pollution!).

Allen voran die Milchsäure. Sie ist hauteigen – Milchsäurebakterien produzieren schließlich auch unseren Säureschutzmantel – und wird vor allem erfolgreich bei unreiner Haut und chronischen Entzündungen eingesetzt.

Hintergrund: 40 Prozent aller Erwachsenen sind inzwischen von zu Akne neigender Haut betroffen, Tendenz steigend. Eine Formel mit Milchsäure kann verstopfte Poren öffnen, ohne die Haut auszutrocknen.

Lactobazillen in probiotischer Kosmetik (zum Beispiel Lactococcus lactis, Mitglied der Milchsäure-Bakterien-Gang) operieren dabei besonders sanft, fördern die Produktion hauteigener antimikrobieller Peptide und unterstützen so den Selbstschutz der Haut, die Immunkompetenz sowie die Reparations- und Regenerationskraft, die Hautflora wird aufgebaut.

Ein anderes probiotisches Prinzip bringt keine lebenden Organismen auf die Haut, sondern sorgt durch entsprechende Inhaltsstoffe im Produkt für ein Milieu, ein Umfeld auf der Haut, in dem sich die Bakterien besonders wohl fühlen, sich gern tummeln und deshalb prächtig gedeihen.

Wieder andere liefern die optimale Nahrung, das heißt: Superfood fürs Mikrobiom. Zu erkennen an Claims wie „biome friendly“.

Eine intakte, vielfältige Gesellschaft dank probiotischer Kosmetik

Allen Zugezogenen im Wohngebiet Haut ist aber eines gemein: Auch wenn sie im Verborgenen agieren, ihre Anwesenheit werden Sie relativ zügig spüren: An einem Teint, der sich merklich entspannt, weniger gereizt reagiert und der sehr bald praller und frischer aussieht.

Also an einer gesunden Ausstrahlung durch eine intakte, vielfältige Gesellschaft – mit einer intakten Hautflora!

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