Koreanische Kosmetik entdeckt den Wald

Gesichtspflege aus Baumessenzen im Boom: Vor allem die hippen Beauties aus Korea kommen auf den Tree-Kick – mit Naturkosmetik aus Kiefern, Kastanien, Weiden und Zedern.

von Daniela Jambrek

01. Januar 1970

Frau mit Blumenkrone im Wald

© Pete Saloutos/Getty Images

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Waldbaden ist megahip! Urlaub in den Bäumen ist ein Sehnsuchtsziel und wenn jetzt – in der dunklen, meist ungemütlichen Jahreszeit – der Duft von Pinien, Tannen oder Fichten durchs Haus zieht, empfinden wir Vertrautheit und Gemütlichkeit, wir fühlen uns heimelig und geborgen.

Der Wald steht für Ruhe und Freiheit, für Kraft und pures Leben. Seine Bewohner, die Laub- und Nadelbäume, bieten uns Schutz, Schatten, Sicherheit.

Und sie können noch so viel mehr: Die Kraft, die in ihren Blättern, den Nadeln, der Rinde oder ihren Zweigen enthalten ist, wird zum Kraftquell für die Schönheit. Der Wald ist eine riesige Vorratskammer für die Naturkosmetik  für Beautyrezepte, und für sanfte, aber effektive Pflegeessenzen.

Es ist evolutionsbedingt, dass der Mensch ein besonders inniges Verhältnis zu Wäldern hat. Wer sich mit der Natur verbunden fühlt, liebt den Wald – mit Baum und Borke, Blatt und Zapfen. 

Überall auf der Welt wird der Wald verehrt. Wälder dürfen immer und von jedem betreten werden, selbst wenn sie sich im Privatbesitz befinden (wenige Ausnahmen bestätigen die Regeln).

Vor allem in Asien gehören Bäume zu den „Urdingen“ der Menschheit. Sie gelten als Symbol der Fruchtbarkeit und des Wachstums, als Symbol des Lebens. Und raten Sie mal, wer das Waldbaden* erfunden hat?

Clean, green, vegan – koreanische Kosmetik setzt Trends

Besonders die sogenannte Generation Z, also die um 2000 Geborenen, stehen auf Wald. Allen voran die Koreanerinnen. Sie sind wahre „Waldmeisterinnen“ und vergöttern ihre Parks und Bäume.

Allein der Seouler Wald mitten in der 10-Millionen-Metropole besteht aus fünf Parks, die sich auf einer Fläche von etwa 600.000 Quadratmetern erstrecken und als verschiedene, rein naturfreundliche Zonen gestaltet sind. Initiiert wurde die Umsetzung dieser natürlichen Erholungsflächen vor allem von den jungen Einwohnern der Stadt.

Für sie bedeutet der Trend „clean, green, vegan“ nicht nur eine vorübergehend hippe Ernährungsweise, sondern eine inzwischen umfassende Lebens- und Beautyeinstellung.

Die kann getrost auch als direkte Antwort auf Plastikmüll, Verschwendung, Luftverschmutzung und Pestizidwerte gelten. Die Naturverbundenheit ist den technikaffinen und innovativen Koreanerinnen  wichtig – sie gehört zu ihrer Tradition, ihrer Kultur, also auch zur Beautykultur.

Nur mal nebenbei gefragt: Wussten Sie, dass die Blätter von Ulme, Linde, Hasel und Rotbuche essbar sind? 

Koreanische Kosmetik setzt auf Nachhaltigkeit

Und was erscheint naturverbundener und cleaner, als Zutaten, die behutsam und langsam vom Waldboden gesammelt und vorsichtig von Zweigen gestrichen werden? Ganz so ist es natürlich nicht. Schließlich steht Nachhaltigkeit ebenso ganz oben in der Hitliste der bewussten Generation.

Dank der Bio-High-Technologie ist es heute möglich, aus einer einzigen Tannennadel oder einem einzigen Pinienkern tonnenweise und unendlich begehrte Beautystoffe zu gewinnen und reproduzieren. Biotechnologie ermöglicht höchste Nachhaltigkeit und trägt gleichzeitig dazu bei, genetische Informationen von bedrohten Pflanzenarten zu erhalten.

Worauf es die koreanische wie die europäische Kosmetik im Wald und bei ihren pflanzlichen Bewohnern besonders abgesehen hat, sind zunächst die Tannine (aus dem Französischen von „tanin“). Tannine sind Gerbstoffe, die zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen und aufgrund ihrer Bedeutung für die Pflanze inzwischen auch als „Phytamine“ bezeichnet werden.

Sie sind in Blatt, Rinde und Früchten zu finden und gelten als Garanten für eine funktionierende Abwehr (zum Beispiel von Fressfeinden). Außerdem sind sie lebenswichtig für den Schutz vor Infektionen oder UV-Licht und sogar zur Festigung des pflanzlichen Gewebes bedeutsam.

Hochpotente Survivalstoffe also, die für die Gesichtspflege, für die Kräftigung der Haut und für das Anti-Aging wertvoll sind.

Erborian vertraut auf die Power des Waldes

Spezialtalente, die in einzelnen Baumarten nachgewiesen wurden werden als Extrakte für verschiedenste Beautywünsche eingearbeitet. In Korea ganz vorn auf der Hitliste: Kastanienrindenextrakt. Der Extrakt wir zum Beispiel in „Sheet Masks“ eingesetzt, um erweiterte Poren zu minimieren (von Ultru). Der Extrakt der Weidenrinde entfaltet seine klärende und stärkende Wirkung zum Beispiel im „Beauty Water“ von Son & Park.

Vor allem jedoch die Marke Erborian, die auf die Verschmelzung traditioneller koreanischer Pflanzen und moderner koreanischer Hautpflegewissenschaft mit französischem Luxus setzt, vertraut auf die Power des Waldes und der Bäume, die Wind und Regen trotzen und dabei unerschütterlich alt werden.

Allein in der „Blanc de Crème Smart Moisture“ entfalten Weiße Weide (Feuchtigkeit spendend), Candeia-Baum (entzündungshemmendes Bisabolol) und koreanische Kastanie (hoher Tanningehalt) ihre Power für jugendliche, straffe und gesunde Haut voller Glow und Ausstrahlung!

In der Gesichtspflege setzen Cremes und Lotionen vor allem auf die Stress-Abwehr. Hauptbestandteil für die meisten Erborian-Produkte ist dabei übrigens Ginseng, ein Baum, der in den Wäldern Koreas heimisch ist. Umgangssprachlich ist das Gewächs auch als „Lebensbaum“ bekannt.

Gesichtspflege aus deutschen Wäldern

Antioxidantien aus Flavonoiden (Farbstoffen) von Fichte, Ulme und Gingko zählen ebenfalls zu den sekundären Pflanzenstoffen. Sie unterstützen die Hautzellen bei ihrer Abwehrarbeit gegen Stress aus der Umwelt. Extrakte aus Birkenblättern und Eichenrinde wirken sofort lindernd, sie regen den Stoffwechsel an und verbessern das Hautbild.

Lindenextrakt regeneriert, und Magnolienrinden-Extrakt hemmt mit Magnolol und Honokiol chronische Entzündungen und beruhigt Rötungen. Beide stecken in den Naturkosmetik-Produkten von Ebenholz, einer deutschen Firma, die sich auf Extrakte aus Wäldern spezialisiert hat.

Sei es schützendes und pflegendes Wachs aus der Akazie, wie im Augenbrauenstift „Phyto–Sourcils design“, glättendes Öl aus dem Moringabaum in den „Hair Ritual“-Produkten (beides von Sisley) oder Feuchtigkeit spendende Extrakte aus der Japanischen Kastanie, wie in Talikas „Bubble Mask Bio-Detox“ – der Wald ist global mega in!

Die neuen Naturkosmetik-Stars aus dem Unterholz europäischer Wälder

Schon tauchen die ersten, neuen Stars aus dem Unterholz auf. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie demnächst von Moosen aus den letzten Urwäldern, die es in Europa nur noch in Norwegen und Rumänien gibt, hören. Ihre nicht zu überbietende Widerstandskraft – Moose waren die ersten Pflanzen, die das Land besiedelten und bis heute überleben – macht sie so begehrenswert.

Die Biotechnologie (Mibelle Biochemistry aus der Schweiz) hat den ersten Mooswirkstoff bereits gewinnen können. Er soll ungeahnte Energie und Vitalität in die Zellkerne unserer Haut bringen.

*Waldbaden kam aus Japan zu uns!

  • 2012 wurde an japanischen Universitäten der Forschungszweig „Forest Medicine“, Waldmedizin, gegründet.
  • „Waldbaden kann die Stresshormone Adrenalin und Cortisol nachhaltig senken. Bei Männern an einem Tag im Wald um circa 30 Prozent, bei Frauen um bis zu 50 Prozent“, Prof. Qing Li, Nippon Medical School, Universität Tokio
  • „Waldluft mit ihren gasförmigen sekundären Pflanzenstoffen senkt den Blutzuckerspiegel bei Diabetes-Patienten“, Prof. Yoshinori Ohtsuka (Universität Hokkaido)
  • „Der Blutdruck kann durch Waldbaden signifikant gesenkt, der Pulsschlag beruhigt werden“, Bum Jin Park, „Effect of the forest environment on Physiological Relaxation“, Chungnam National University, Daejeon, Südkorea.

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